Lena Bathge arbeitet für Young Capital und gehört zur Gen Y. In ihrem Gastbeitrag verrät sie, was sie ganz persönlich von ihrem Berufsleben erwartet.
Ich bin ein Kind der Generation Y. Das sind die jungen Wilden, die sich nicht an Althergebrachtes halten wollen und immer auf der Suche nach dem Warum sind. Sie arbeiten, um zu leben, statt leben, um zu arbeiten. Sie schätzen ihre Freizeit und suchen nach Sinn und Spaß im Job. Aber sie sind auch hochqualifiziert und motiviert, zeitlich und örtlich flexibel, ohne Angst vor Auslandseinsätzen. Das sagt zumindest die Definition. Doch stimmt das überhaupt? Kann ich mich selbst darin wiederfinden und wenn ja, warum?
Warum wir sind, wie wir sind
Es ist kein Wunder, dass die Gen Y so ist, wie sie ist! Wir sind lange nach den großen Ideologien aufgewachsen. Wo kein Platz mehr für allumfassende Denkweisen ist, die letzten Reste des Ostblocks sich quasi mit unserer Geburt in Luft auflösten, sucht man sich seine Werte eben selbst, befreit sich von Zwängen und stellt Althergebrachtes in Frage. Wir haben gelernt mit diesen Unsicherheiten umzugehen und sind – obwohl noch so jung – krisenerprobt. Die Finanzkrise und 9/11 haben deutlich gemacht, dass man sich auf Vieles nicht wirklich verlassen kann. Als Digital Natives haben wir den Siegeszug des Internets live miterlebt und wissen seine Vorteile zu nutzen – auf sozialer, politischer und akademischer Ebene. Pragmatischer Optimismus lautet die Devise, denn es wird schon irgendwie klappen.
Generation Y – eine Selbstreflexion
Was will ich, weiblich, 24 Jahre alt, Generation Y, von der Arbeitswelt? Wo stehe ich? Die Theorie sagt das eine, Kritiker das andere. Bin ich ein typisches Exemplar der Generation Y, weil ich mich in den Wünschen und der Denkweise wiederfinde oder ist das lediglich meine persönliche Haltung? Noch stecke ich mitten im Studium, frühestens in zwei Jahren werde ich mich um einen Job bemühen müssen. Ich habe mir keinen Standard-Studiengang ausgesucht. Fast immer werde ich mit zwei Fragen konfrontiert: Was ist das? Und was macht man dann damit? Ich habe meinen Studiengang, trotz aller Zweifel aus meinem Umfeld, gewählt, weil ich etwas machen wollte, das mich wirklich interessiert. Dasselbe soll auch für meinen späteren Job gelten. Ich möchte eine gewisse Sinnhaftigkeit und keine Arbeit einfach um des Arbeitens Willen. Allerdings – so viel ist auch klar – bevor ich in die Arbeitslosigkeit abrutsche, mache ich lieber einen Job, der mit meinem Studium gar nichts mehr zu tun hat – meine ganz persönliche Problematik mit Selbstverwirklichung und Sicherheitsbegehren.
Familie? Eventuell, mit einem Partner, der mitzieht und einem Unternehmen, das Elternzeit für beide ermöglicht. Als Frau bedeutet Schwangerschaft fast immer eine berufliche Pause. Muss ich deswegen heutzutage noch Nachteile haben? Wenn der Partner genauso aus dem Berufsleben für Familie und Kinder aussteigen kann, wie ich, dann sollte es keine dahingehenden Vorbehalte geben, die mich aus dem Rennen um eine Führungsposition nehmen. Denn nur weil ich meine Freizeit schätze, heißt das nicht, dass ich keine Ambitionen habe. Wonach suche ich also in einem potenziellen Arbeitgeber? Ein Unternehmen, das mir Aufstiegs- und Weiterbildungschancen bietet, steht ganz oben auf der Liste. Beruf, Freizeit und Familie sollten durch Flexibilität in der Arbeitszeit und gleichberechtigte Berufspausen vereinbart werden. Kann ich meine eigenen Ideen einbringen und bekomme ich persönlichen Handlungsspielraum? Es stellt sich die Frage, ob ich einer Utopie hinterherrenne, typisch für meine Generation bin oder wir als Young Professionals nicht vielleicht doch für Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sorgen können, es möglicherweise bereits tun?
Am Ende bleibt: Ist es nun ein Generationen- oder eine Charakterfrage? Ausnahmen bestätigen die Regel, doch wie viele Ausnahmen vom allgemeinen Denken einer ganzen Generation darf es geben, bevor die Zugehörigkeit zu dieser ohnehin nicht mehr gezählt werden kann?
Zur Autorin: Lena Bathge arbeitet als Content Creator für YoungCapital, dem Spezialist für die junge Generation am Arbeitsmarkt. Neben dem Schreiben engagiert sie sich mit einem eigens ins Leben gerufenen Fund für benachteiligte Mädchen in Tansania. Sie studiert Ethnologie und Afrikanistik an der Universität zu Köln.
Schreibe einen Kommentar