In dieser Reihe werden drei wesentliche Formate und die dafür jeweils passenden Methoden zur Digitalisierung vorgestellt. Diesmal: Lernformate der Kategorie „Das ist Pflicht!“

Je nach Lernziel oder Kompetenzziel können Lernmethoden ganz unterschiedlich aussehen – und müssen im Zweifelsfall auch unterschiedlich digitalisiert werden.

2. Mandatory Trainings

In den Unternehmen gibt es eine ganze Reihe Trainings, die alle Mitarbeiter oder nur ein Teil davon verpflichtend absolvieren müssen. Häufig ist dies zum Beispiel Compliance Training. Je nach Branche kommen aber auch Sicherheitsunterweisungen, rechtliche Themen oder Gesetzes-Updates dazu.
In der betrieblichen Weiterbildung ist der Bereich der Mandatory Trainings bereits weitgehend digitalisiert. Wesentliches Format der Digitalisierung war zunächst das Computer Based Training (CBT) und das daraus entstandene Web Based Training (WBT). Der vermeintliche Siegeszug des digitalen Lernens stellte sich aber als Pyrrhussieg heraus. Zwar konnten Unternehmen anhand absolvierter WBTs die „Beschulung“ der Mitarbeiter nachweisen und damit auf digitale Weise ihrer Pflicht nachkommen– allerdings verbinden die Mitarbeiter seither digitales Lernen mit Zwangsmaßnahmen und medialen Zumutungen. Denn die didaktische Aufbereitung der Inhalte blieb damals oft auf der Strecke. Die in WBTs vorherrschende didaktische Struktur schien mehr an Kinderbüchern orientiert als an Medien der Erwachsenenbildung. Zudem wurde oft der Fokus vor allem darauf gerichtet, sich die richtigen Antworten des Multiple Choice Abschlusstests über geeignete alternative Kanäle zu besorgen. Lernen sieht anders aus.
Was ist zu tun? Solange die Ergebnisse, also die Nachweisbarkeit absolvierter Trainings, im Mittelpunkt stehen, sind WBTs im „alten Stil“ ökonomisch der beste Weg. Sollen allerdings Verhaltensveränderungen bewirkt werden, was zum Beispiel bei den Themen „Brandschutz“ oder „Compliance“ als wünschenswert vorausgesetzt werden kann, sind andere, nachhaltige Wege der Digitalisierung zu beschreiten.
Digitale Lernformen müssen dann vor allem Interesse wecken und die Inhalte unterhaltsam darstellen. Und sei der Content noch so trocken, mit den heutigen technischen Möglichkeiten können auch die scheinbar langweiligsten Themen anschaulich aufbereitet werden. Der Lerner wird dann vom bloßen Lesen in eine Interaktion gebracht. Hilfreiche Tools sind dabei zum Beispiel durch den Einbau von

  • sozialen Situationen wie Rollenspielen
  • kleinen Spielen
  • Aufgaben, die der Lerner lösen muss
  • Testfragen
  • verschiedenen Medienangeboten und ähnlichem.

Der Test am Ende sollte nicht zu leicht sein, um die Wertigkeit des Lernmoduls nicht zu reduzieren, aber trotzdem machbar. Dann kann auch ein Compliance Training als Lernerfolg empfunden werden.

Wolfgang Hanfstein

 

Autoreninfo:

Wolfgang Hanfstein, Dipl. Sozialwissenschaftler, Leiter Corporate Digital Learning der Pink University, www.pinkuniversity.de