Letzte Woche war ich bei einer Schulung vom Fraunhofer IAO, gemeinsam mit dem Fraunhofer IAT als Schwesterninstitut an der Universität Stuttgart. Thema: Industrie 4.0. Großes Highlight sollte die persönliche Praxiserfahrung im Future Work Lab sein, bekannt aus Tagesschau&Co. Dachte ich zumindest.

Um was ging es im Seminar? In der Schulung gab es zuerst gut aufbereiteten Fachinput zu Definition und Auswirkungen moderner industrieller Produktion. Im Kern wird bei Industrie 4.0 über Sensortechnik und Vernetzung Information über den Produktionsstand in Echtzeit zum revolutionären Ziel in der industriellen Produktion. Dies soll über eine bessere Synchronisierung der echten, physischen Welt mit digitalen Modellen gelingen. Entscheidend ist dabei die Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen. Dies könnte bis hin zur Selbststeuerung von Produktionssystemen ermöglicht werden.

In der Umsetzung führt das zu zahlreichen Veränderungen in den Unternehmen. So können noch mehr Arbeitsschritte automatisiert werden, die Aufgaben der Mitarbeiter ändern sich (und damit im Übrigen auch die HR Betreuung), die Anforderungen an Kollaboration und Austausch steigen.

Die Technologien zur Industrie 4.0 an sich sind bereits vorhanden. Tatsächlich und vollumfänglich umgesetzt wird es aber bisher noch in keinem Unternehmen. Was aktuell anscheinend noch Schwierigkeiten bereitet sind das Schnittstellenmanagement, die Ausweitung in ganzheitliche Ansätze über den gesamten Produktlebenszyklus sowie tragfähige Geschäftsmodelle.

Auf ins Test-Labor

Dann wurde es richtig spannend: Wir sollten verschiedene Labore besuchen und die digitalen Anwendungen direkt selbst ausprobieren. So zumindest die Theorie.

Gut funktioniert hat es im Immersive Engineering Lab. Über 3D-Simulation wurden mit einer einfachen Brille täuschend echte Gebäude erstellt – von außen, im Innenbereich, aus der Vogelperspektive mit Umgebung. Das bietet zum Beispiel vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Architektur- und Raumplanung, im Produktdesign oder in der Planung von Industrieanlagen.

Das grandiose Future Work Lab, gerade erst mit großem Medien-Echo eröffnet, allerdings konnte ich nur im Schlafmodus besichtigen. Dort sind Roboter, Virtual Reality, Assistenzsysteme, exemplarische Produktionsstraßen und vernetzte Maschinen. Ein idealer Spielplatz, um selbst auszuprobieren, Erfahrung zu sammeln, Anwendungsmöglichkeiten aktiv zu begreifen.Fraunhofer Seminar

Aber: Keine einzige der zahlreichen Anwendungen war in Betrieb und funktionierte ordnungsgemäß. Natürlich wurde uns ausführlich erklärt, wie der jeweilige Demonstrator funktioniert und was man da theoretisch sehen könnte. Aber Anwendungen selbst erleben und ausprobieren? Fehlanzeige! Schwarze Bildschirme, verwaiste Anlagen, ein Test-Lab im Tiefschlaf. Deshalb gibt es an dieser Stelle auch keine lustigen Anne-Anwendungsfotos.

Mein Fazit zur Schulung

Leider wenig Neues und das, was ich mir erhofft hatte, nämlich das Kennenlernen in der Anwendung, war praktisch nicht möglich. Da nützen leider auch die sehr netten Trainer nicht mehr viel. Wenn ein solches Lab zur Weiterbildung genutzt werden soll, muss es auch funktionieren. Sonst bringt es leider gar nichts. Schade. Wer solche Trainings bucht, sollte sich den funktionierenden Praxisteil also vorher unbedingt garantieren lassen.

 

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